Tote Autobahn

Mauerfoto: Tote Autobahn aus Wannsee

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Selbst noch nach dem Mauerbau ist diese Autobahn in Benutzung. Sie bildet die Transitstrecke zwischen dem Westteil von Berlin in Richtung Hannover. Sie führt an dieser Stelle über die Kremnitzbrücke, die den Teltowkanal überquert. Der Verlauf der Autobahn führt abwechselnd über Berliner und DDR-Gebiet, so dass sich auf nur wenigen Kilometern mehrere Grenzkontrollen befinden. Dies führt zu hohen Wartezeiten an der Grenze und macht die Transitfahrt in Richtung Hannover zu einem zeitaufwändigen Unterfangen.

Fotografiert am:

28.9.1985

Ort:

Kremnitzbrücke, Wannsee

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Kurz vor dem Übergang gab es einen großen Parkplatz auf den man zum Warten "abgeparkt" wurde. Das war der Stauraum für die teilweise vielen, vielen Kilometer Warteschlange vor dem Grenzübergang. Wenn wir auf dem Weg nach Hannover waren, saßen wir in Opas Auto, einem riesigen Schiff (es muss wohl ein Opel gewesen sein) und spielten zum Zeitvertreib Schafkopf. Für gewöhnlich dauerte die Wartezeit vier bis fünf Stunden, was gerade im Sommer bei der Hitze und in der knallen Sonne stehend eine echte Zumutung war. In der lange Warteschlange dann schon mittlerweile auf der Autobahn stiegen die Männer aus und schoben das Auto mit eigener Muskelkraft weiter.
Ich kann mich noch dunkel an diese Prozedur erinnern. Das war zum großen Teil reine Schikane ! Bloß keine Zeitungen oder Comic`s im Auto rumliegen lassen, bloß nicht das Radio eingeschaltet lassen, bloß immer schön artig sein und nix sagen. Sitzbank hoch, Luftfilterkasten öffnen, Spiegel unter`s Auto etc...etc...etc... Alles Gepäck wurde durchfilzt. Alle Aufforderungen in einem unfreundlichen, feindlichen und aggressiven Ton ! Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Da war eine große Holzbaracke, wo die Antragsteller nach der Durchsicht der Papiere ihr Transitvisum nach Zahlung der Straßenbenutzungsgebühr für die DDR-Einreise entgegen nehmen mussten. Das geschah immer gruppenweise durch Aufruf über Lautsprecher (sehr barsch, man musste aufpassen !) Ich kann mich noch erinnern, dass wir mal das Pech hatten, dass da ein Herrn Ulbricht aufgerufen hat. Da begann natürlich ein Gelächter in der wartenden Menge ! Das war natürlich Anlass genug, uns noch länger warten zu lassen. Der nächste Aufruf erfolgte erst 2 1/2 Stunden später ! Bei der Ausreise die gleiche Prozedur, in Richtung Bayern bis 1966 zudem über den schmalen Grenzübergang bei Töpen, weil die Saalebrücke noch gesprengt war. Damit war der spätere Transitverkehr nicht mehr zu vergleichen !
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