Niemandsland

Mauerfoto: Niemandsland aus Buckow

Zum Bild:

Der Kölner Damm endet am Metallzaun. Dieser wiederum markiert den eigentlichen Grenzverlauf. Das dreieckige Gelände dahinter wird von der DDR aber nicht beansprucht. Der Mauerverlauf ist an dieser Stelle begradigt. Das Gebiet zwischen Metallzaun und Mauer ist buchstäbliches Niemandsland.

Fotografiert am:

25.3.1986

Ort:

Kölner Damm, Buckow

Geschichten zum Bild

Zu diesem Bild fällt mir ein, dass hier auch einmal eine Kontrollstelle existiert haben soll, die von Müllfahrzeugen benutzt wurde. Meines Wissens nach soll von hier zur Deponie Schöneiche gefahren worden sein. In dem Wäldchen, welches sich noch heute vom Wildmeisterdamm bis zum Kölner Damm hinzieht, habe ich als Kind mit Freunden viel gespielt. Etwa 500 m vom Betrachter aus gesehen, befand sich auch ein Hochstand auf westlicher Seite
Das mit dem Grenzübergang stimmt, der war dort früher.. auch ich habe meine Kindheit in dem Nahem Wäldchen verbracht, und ab und zu auch mal einen Blick über die Mauer gewagt, hinter der sich ja ein Beobachtungsturm der Grenzsoldaten befandt. Nun fast 11 Jahre danach erinnert hier leider nix mehr an die Mauer.. außer dem Grenzstreifen der ja nun immer noch brach liegt. Daran kann man noch erkennen, wo einmal die Mauer stand. Nebenbei möchte ich mal ein großes Lob loswerden, ich finde die Seite sehr gut, und vor allem findet man die Bilder sehr gut. Da wird so man alte Erinnerung wach.. Viellicht find ich ja noch Bilder von der Oberbaumbrücke, die ich früher immer gehaßt habe.. Aber das war damals der schnellset Weg zu unseren Verwandten in Ost-Berlin.. Leider habe ich keine einizgen Mauerfotos, sonst würde ich die gerne hierfür zur Verfügung stellen. Mit freundlichen Grüßen Jens Hartwig
Für Kinder befand sich hier ein ganz eigener „Abenteuerspielplatz“. Ein großes dreieckiges Gelände, das eigentlich zum Gebiet der DDR gehörte, ragte hier nach West-Berlin. Die DDR wusste offensichtlich selbst nicht so recht, was sie mit dem Gebiet anfangen sollte und hatte die eigentliche Betonmauer in einem geraden Verlauf an diesem Dreieck vorbei gebaut. So entstand hier ein regelrechtes Niemandsland. Für Kinder kam diese Wildnis wie gerufen. Obwohl verboten, konnte man einfach über den Zaun klettern und hatte dort ideale Voraussetzungen für ausgiebige Räuber-und-Gendarm-Spiele. Aber auch sonst hatte dieses Gelände eine interessante Geschichte. Die Gleisverbindungen der Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn, die ursprünglich über das Gebiet führten, wurden mit der Grenzziehung unterbrochen und mussten extra umgelegt werden. 1973 richtete man hier einen Grenzübergang für Müllautos ein. Fahrzeuge der Berliner Stadtreinigungsbetriebe schafften große Mengen West-Berliner Mülls auf die nahe gelegene Mülldeponie in Groß-Ziethen. Das war ein skurriles Geschäft. Die DDR nahm den Müll West-Berlins auf und der West-Berliner Senat zahlte dafür in Devisen. Mitte 1988 schließlich kaufte der West-Berliner Senat das dreieckige Niemandsland der DDR ab bzw. tauschte es gegen andere Gebiete und gliederte es in den Stadtbezirk Neukölln ein.
Das mit der Müll-Güst stimmt bis zu dem Zeitpunkt, wo über den neu errichteten Müll-Übergang in Lichtenrade/Mahlow "Kichhainer Damm" dann wirklich nach Schöneiche gefahren wurde. Die gesamte Deponie Groß Ziethen war grenzmäßig eingezäunt und mußte tagsüber von den Grenzstreifen umfahren werden; nachts sperrte man die Müllstraße und öffnete den Kolonnenweg. Sie hatte auch in der südwestlichen Ecke einen B-Turm. Die dort tagsüber eingesetzten Grenzer mußten ihren PP mit dem Fahrrad anfahren, damit für die Umfahrung mit allen anderen Postenpaaren nicht zuviel Zeit vertan wurde. Mit dem West-Müll wurde übrigens der Groß Ziethener Badesee zugeschüttet. Der Westen mußte aber einen Ausgleich schaffen und so ist das kleine, gesperrte Grenznest Groß Ziethen zu seinem Freibad gekommen!
Könnte der Streckmetallzaun nicht im Rahmen der Grenzneuvermessung, die etwa Mitte der 70´er stattfand, gezogen worden sein? Ich vermute mal, dass die Betonmauer schon vorher stand. "Ausgang" dürften die Baukolonnen durch das alte Grenztor erhalten haben. So erklärt sich auch, dass der Zaun bis zum Abbau der Grenzanlagen ab 1989/90 stehen blieb.
An diesem Stück der Mauer haben wir als Kinder oft gespielt. Ich selbst habe an der eigentlichen Mauer als Mauerspecht gehackt.
Ich bin in den 70er/80er Jahren nahe dieser Stelle aufgewachsen. Es war in der Nacht, ich lag in meinem Bett und war am Einschlafen. Ich schlief direkt am Fenster, welches ich stets geöffnet hielt. Plötzlich durchfuhr die Stille aus Richtung der Grenzanlagen ein Geräusch, das ich bisher noch nie gehört hatte. Es war ein fernes, höchst eigentümliches Knattern, welches ich mir nur als die Salve eines Maschinengewehrs erklären konnte. Ein Feuerwerkskörper war es keinesfalls. Es müssen so sechs oder sieben Schuss gewesen sein, dann war wieder Ruhe. Bis heute frage ich mich, ob es tatsächlich das war, was ich vermute und wie es demjenigen, dem diese mutmaßlichen Schüsse galten, wohl erging.
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