Grenzstraße

Bild 304: Mitte der 80ger Jahre war ein Freund von mir der Inhaber des Zeitungsladens in der Heidelberger Str. 38. Vor der Tür des Geschäftes war ein Zigarettenautomat angebracht. Als der eines Tages aufgebrochen wurde und die Polizei den Sachverhalt vor Ort aufnehmen wollte, mußten sich die Beamten von hinten über die Höfe "anschleichen". Ein direktes Betreten der Heidelberger Str. war den Polizisten nicht möglich, da Fahrbahn, Gehweg, sogar die Balkone der Straße, also auch der Zigarettenautomat bereits zum Hoheitsgebiet der DDR gehörten. Also blieben die beiden Polizisten in der Tür stehen, hielten sich am Türstock fest, begutachteten den Schaden am Automaten und schrieben ihr Protokoll.

Ich wohnte einige Jahre in der Heidelberger 30 (genau in der Mitte des abgebildeten Blocks). Das mit der Polizei war immer lustig: Wenn der Kontaktbereichsbeamte in der Straße zu tun hatte, musste er vorher Zivilkleidung anziehen! Es gab auch eigene Wege eigens für die Polizei durch die Hinterhöfe. Eines Nachts weckten mich Schüsse. Sofort war die ganze Straße wach. Von allen Balkonen wurden die GrePos so lange beschimpft und mit Müll beworfen, bis sie sich in ihren Wachturm zurückziehen mussten. Auch der Stasi, die etwas später eintraf, erging's nicht viel besser. Die Flucht hat im Übrigen geklappt, der junge Mann blieb unverletzt, aber die Wohnhäuser auf der Ostseite wurden - bis auf eines - im folgenden Jahr gesprengt.