Grenzbrücke

Mauerfoto: Grenzbrücke aus SO 36

Zum Bild:

Über die Oberbaumbrücke verkehrt bis zum Mauerbau eine U-Bahnlinie. Nunmehr verläuft dort die Mauer. Die Brücke selbst ist noch deutlich durch die Kämpfe des Zweiten Weltkrieges gezeichnet.

Fotografiert am:

7.9.1986

Ort:

Oberbaumstraße, SO 36

Geschichten zum Bild

Ich ging zur Berufsschule in der Wrangelstraße und bin immer U-Schlesisches Tor ausgestiegen. Ich bin öfter unter dem noch bestehenden U-Bahn-Viadukt herumgelaufen und habe den Grenzübergang "Oberbaumbrücke" beobachtet. Endlich fährt die U-Bahn wieder über die restaurierte Brücke. Dort beginnt auch die "Mauergalerie", die sich bis zum ehem. "Schlesischen Bahnhof" (heute Ostbahnhof) hinzieht. Leider sind die Bilder, die dort 1990 entstanden sind, zum größten Teil durch die Witterung zerstört. Aber für Berlin-Besucher ist es sehr sehenswert!
Über den Grenzübergang Oberbaumbrücke habe ich an einem Novembertag 89 zum ersten Mal westdeutschen Boden betreten. Erst durch das Betrachten dieser großartigen Bildgalerie tauchen die Erinnerungen an diesen für mich besonderen Tag wieder auf und werden lebendig. Ein ganz eingenartiges Gefühl; ich war wohl deshalb auch nie wieder an diesem Ort. Ich war selbst bei den GT der DDR (Grenzbrigade Küste), doch die ganze Unmenschlichkeit und Brutalität ist mir erst an diesem Tage einmal richtig bewußt geworden . Meine Großmutter war Westberlinerin - meine Eltern waren in den frühen 60ern zu langsam - oefters haben wir uns in Ost-Berlin getroffen, es war schlimm, wenn meine Großmutter wieder hinter den Stahltüren der Friedrichstrasse verschwand. Es war alles sehr traurig. Meiner Frau und meinen beiden Kindern (geboren als traditionsbewusste Bayern) habe ich kaum davon erzählt oder erzählen wollen, werde ich wohl nachholen müssen. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich das heute ein einem freien Land so schreiben darf. Ein (Ost)-Deutscher aus München
Ich wargerade 7 Jahre alt und mein Bruder noch nicht einmal ganz ein Jahr. Mein Vater, der als Bulgare ab und an in den Westen reisen durfte, hatte ausgerechnet für den 9. November ein Visum bekommen gehabt. Meine Muter, mein Bruder und ich machten uns also zu ihm auf den Weg, aber wir konnten nicht über die Oberbaumbrücke, weil es einfach viel zu voll war. Ich weiss, dass ich die Tragweite des Moments durchaus zu spüren imstande , aber gleichzeitig meine Angst vor den Menschenmassen und um meinen kleinen Bruder viel zu gross war. Erst viel später in der Nacht holte mein Vater uns ab und wir fuhren mit dem Wartburg am Checkpoint Charlie 'rüber. Und diesen Moment werde ich niemals vergessen, dieses Glück und diese Freude, Menschen, die auf einmal keine Unterschiede mehr zu kennen schienen und ein so warmherziger Empfang im Westen. Wir schliefen die ganze Nacht nicht, ich trank zum ersten Mal Fanta und wurde von allen ständig in den Arm genommen. Obwohl ich so jung war und nicht begreifen konnte, was das alles bedeutete, kommen mir heute noch fast Tränen. Einfach weil es so schön war und ich so ein Glücksgefühl nie wieder verspürt habe. Manchmal sehne ich mich auf den Partys am Wochenende nach so einer bedingungslosen Freude und Glückseligkeit unter allen Beteiligten, wie ich sie damals zum ersten und einzigen Mal erleben durfte.
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