"Liebe Trautchen, zum 60. alles Gute! Deine Gartenpieper"

Mauerfoto: "Liebe Trautchen, zum 60. alles Gute! Deine Gartenpieper" aus SO 36

Zum Bild:

Während eine Frau die obere Botschaft an der Mauer liest, spielen zwei Kinder mit ihrem Schaukelpferd.

Fotografiert am:

26.10.1986

Ort:

Bethaniendamm / Leuschnerdamm, SO 36

Geschichten zum Bild

1988 habe ich 4 Tage mit dem Fahrrad die Mauer abgefahren. In meiner Bildersammlung habe ich ein ähnliches Foto von Kreuzberg. Leider kann ich die Straße nicht mehr identifizieren. Beim Mauerbau 1961 war ich gerade 20 Jahre und erinnere mich, wie ich voller Entsetzen vor dem Fernseher saß. Besonders in den 70er und 80er Jahren habe ich viele Reisen nach Berlin mit Tages-aufenthalt in der "Hauptstadt" und in die DDR unternommen. Trotz aller Schikanen: Jetzt erst recht. Einer der schönsten Tage in meinem Leben war Donnerstag der 9.11.89 und ich wurde später oft gefragt "Wieso kennst Du die DDR so gut?". Meine Antwort: Die DDR war für mich immer Deutschland.
Begegnung mit den Grenzsoldaten der DDR. Thierry Noir und Christophe Bouchet „Hommage a Duchamps“. „Es war eine der größten Angst in meinem Leben“ sagt Thierry Noir noch heute. Man muß vorher sagen, daß es absolut verboten war, die Mauer zu bemalen. 5 Meter hinter der eigentlichen DDR-Grenze errichtet, erlaubte sie den Grenzpolizisten jederzeit über die Mauer zu klettern. Am 16. Mai 1984 wollten Thierry Noir und Christophe Bouchet eine Tür an die Mauer am Bethaniendamm in Berlin-Kreuzberg anschrauben. Die schwere alte Kellertür sollte zwischen zwei große gelbe Sphinx eingedübelt werden und die Tür zum Paradies darstellen. Mühsam mußte die Tür samt Rahmen von vier Personen in die Nähe der Mauer geschleppt werden. Ein Fernsehteam vom Sender Freies Berlin für die Sendung „Berliner Nachtschwärmer“, um 5 Uhr 30 Früh zum Bethaniendamm um während des Sonnenaufgangs die beiden Künstler bei der Arbeit zu filmen. Alles ist für den Presseauftritt vorbereitet. Noir und Bouchet hatten die Tage vorher schon ein Pissoir, ein Waschbecken und ein Paar Schuhe an die Mauer geschraubt und dazu einige Mauermeter gemalt. Es war eine Hommage an Marcel Duchamp, der schon 1917, in seine Reihe: Ready-made, ein Pissoir als Brunnen präsentierte, und deswegen einen riesigen Skandal in die Kunstszene verursachte. Die Mauermalerei hatte schon Ende April 1984 in einer Vollmondnacht angefangen. Während dieser Aktion entstanden die ersten Noirs an der Berliner Mauer. Die farbenfrohen Großformaten Bilder waren sofort eine große Änderung im Kreuzberger Kiez. Es gab zu diesem Zeitpunkt nur sehr wenige Bilder an der ansonsten tristen grauen Mauer. Nur einige Parolen waren durch- und übereinander gesprüht. Am Anfang hatten Thierry Noir und Christophe Bouchet sehr viele Schwierigkeiten. Um die vielen Fragen und manchmal auch Beleidigungen der Schaulustigen zu vermeiden, hatten die beiden Künstler die ersten Mauerbilder nachts gemalt. Es wurden auch viele Legenden und Geschichten erzählt, so daß die Künstler beim Malen immer etwas Angst davor hatten, von den DDR-Sicherheitsorganen beim Malen erwischt und verhaftet zu werden. So entstand das Motto: „Ein Auge malt, das andere paßt auf!“ Noir und Bouchet begannen an diesem Mittwoch, dem 16. Mai 1984, dieses Motto mehr und mehr in die Realität umzusetzen und zu perfektionieren. Das SFB-Fernsehteam installierte viele große Halogenlampen zur Beleuchtung der Kunstaktion. Bouchet legte den Strom von seinem Atelier zur Mauer und bohrte 4 Löcher in das Sperrelement zur Befestigung der Tür. Die Aktion war nahezu vollendet, als ein SFB-Mitarbeiter plötzlich schrie: „Vorsicht! Alle zurück!“ Tatsächlich war der Kopf eines DDR-Grenzpolizisten über der Mauerkrone zu sehen. Das Fernsehteam unterbrach sofort die Dreharbeit, während die Künstler ihre Farben, Pinsel und Bohrmaschine zurück ins Atelier brachten. Nachdem das Fernsehteam den Drehort verlassen hatte, klettern vier Grenzpolizisten der DDR mit eine Metalleiter, die Mauer, und setzen sich huckepack auf die Mauerkrone. Zwei waren mit Maschinenpistolen bewaffnet. Der dritter war der Chef und auch ein Fotograf war dabei. Erst als alle vier auf der Mauerkrone saßen, wurde die Leiter aus dem Niemandsland im Osten hochgezogen und auf der Westseite der Mauer runtergelassen. Zuerst kam, einer der mit Maschinengewehre bewaffneter Polizist, aus der Mauerkrone runter, und absicherte die Position. Der Chef kam als zweiter runter, dann der Fotograf, und als letzter, der zweiten bewaffneter Polizist. Er hatte der ganze Zeit, als er noch auf der Mauerkrone saß, sein Gewähr auf die andere Grenzpolizisten gerichtet. Man hatte der unvermeidlichen Eindruck, daß die sich gegenseitig beobachten um jeden Fluchtversuch zu vermeiden und, daß sie gegeneinander gar keine Vertrauen hatten. Aus den Fenstern des Georg von Rauch Hauses, in dem beide Künstler wohnten, konnte man gleichzeitig beobachten, wie sich auf dem Niemandsland hinter der Mauer eine unglaubliche Menge von Autos, Lkws und Menschen ansammelten. Zu dieser Zeit wohnte Michel Folco, ein Fotograf aus Paris, bei Christophe Bouchet. Er wurde schnell aufgeweckt und begann dann sofort die merkwürdige Demonstration der DDR-Staatsmacht an der Mauer zu fotografieren. Man konnte sehen, wie er, und der Fotograf der DDR, sich gegenseitig fotografierten. Der DDR-Fotograf auf dem DDR-Territorium vor der Mauer im Osten, Folco im Westen, die Objektive der Kameras nur circa 20 cm voneinander entfernt. Die pure Absurdität um 6 Uhr morgens. War das ein lokaler „Ost-West-Konflikt“, der dritte Weltkrieg oder der Anfang eines Blitzkrieges? Er ist lokal geblieben! Die Grenzpolizisten der DDR beschlagnahmten alle Kunstobjekte von Noir und Bouchet und transportierten sie, wiederum äußerst mühsam, über die Mauerkrone. Die schwere Metalltür, als Beweisgegenstand unverzichtbar, wurde auch über die Mauer gezerrt und in die Todeszone niedergelassen. Man konnte sehen, wie die Tür einige Sekunden auf der Mauerkrone „ wo soll ich hin?“ überlegte, sich noch nach Ost, dann nach West balancierte, und dann doch plötzlich mit einem riesigen Krach nach Osten abstürzte. Vorher hatte der Fotograf der DDR alle Mauerbilder von Noir und Bouchet fotografiert. Michel Folco fotografierte auch einen Film und verletzte sich unglücklicherweise noch am Bein. Er mußte ins Krankenhaus und konnte 6 Monate lang nicht mehr laufen. Für Noir und Bouchet war dieses Ereignis das Signal, sich beim Malen an der Mauer nicht mehr zu verstecken. Von jetzt an wußten sie, wie es war, mit den Grenzpolizisten der DDR konfrontiert zu sein. Aber seitdem konnten die Künstler nicht mehr in die DDR einreisen. Selbst die Benutzung des Transits nach Westdeutschland oder Schweden war für die Künstler schwierig geworden. Bouchet wurde im November 1984 am Ostberliner Bahnhof Friedrichstraße wiedererkannt und bekam die offizielle Mitteilung, daß er in der DDR unerwünscht ist. Seitdem haben Noir und Bouchet die Mauermalerei bis zur Wende mit erschwerten Reisebehinderungen bezahlt. Dennoch, dieser Tag wird in die Weltgeschichte der Kunst als „Hommage à Marcel Duchamp“ eingehen.
Natürlich wurden die Kunstwerke abmontiert. Bei "Beschädigung" der Grenzanlagen, d.h. auch beim Bohren von Löchern wurde eingeschritten. Sofern es sich nur um Grafittis handelte wurde selten was gemacht - die Kritzeleien und kleinen Kunstwerke sollten die (West-)Mauer ins Berliner Stadtbild integrieren - jedenfalls wurde das von der Ost-Seite inoffiziell gewünscht. Meiner Erfahrung nach funktionierte das auch zum Teil, jedenfalls erschien mir die Mauer nicht mehr so als brutaler Einschnitt ins Stadtgefüge - was sie ohne Zweifel war.
Genau in diesem Haus habe ich von 1998 bis 2007 gewohnt - 4. Stock - und es war eine herrliche Gegend mit wunderbarer Aussicht. Kaum zu glauben, wie mann damals im Paterre wohnen müsste. Mein Nachbar wohnt immer noch da und findet auch, dass mann heutzutage ein bißchen besser gucken kann. Das Bild finde ich sehr beeindruckend - Danke!
Abscheu und Ekel fuer dieses Bauwerk welches freiheitliebenden Menschen zum Verhaengnis wurde und Muettern ihre Kinder raubte, Familien trennte, Leid und Trauer verursachte. Ich spucke auf das Grab von Walter Ulbricht!
1961 mußte ich mitansehen wie menschen in der waldemarstr aus den fenstern sprangen !4stock was ist das schon gegen die freiheit?! habe von 1973-1977 leuschnerdamm 15 gewohnt ,dort geheiratet !war eine tolle hausgemeinschaft !vom 4 stock aus hatte ich eine wunderschöne aussicht ! leider war auch mal weniger gutes zusehen ! z.B 1976 gescheiterter flucht versuch ! mit dem auto in urlaub fahren verging mir schell, bei 3std. grenzaufenthalt kein wunder ! ich verließ berlin ! die fiel ja dann doch noch ! seit 1993 bin ich wieder in berlin meinem geliebten kreuzberg ,meine heimatstadt !!!!!
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