Merry Christmas

Mit dem Bild der Mauer am Brandenburger Tor fällt mir folgende Geschichte ein: Als kleiner Junge - ich müßte so 7-8 Jahre alt gewesen sein - waren wir zu Besuch in Berlin und machten auch eine Stadtbesichtigung. Als wir am Brandenburger Tor standen konnte ich nicht verstehen, dass da eine Mauer war und dass man nicht durchgehen durfte. Meine Eltern versuchten mir zwar zu erklären - DDR, anderes Land, geteilte Stadt und so weiter - aber ich habe es nicht verstanden oder vielleicht wollte ich es auch nicht verstehen. Aber wer kann so etwas wirklich verstehen. Glaube niemand. Seit diesem Tag war mein größter Traum einmal vom Tiergarten aus durch das Brandenburger Tor gehen. Im Jahr nach der Maueröffnung fuhr ich dann extra nach Berlin und erfüllte mir diesen Traum.

Ich habe im Juni 1989 diesen Teil der Mauer besucht und auch ein ähnliches Foto gemacht damals. Ich stand mit zwei Freunden vor der Mauer und ich sagte zu ihnen, ob wir jemals ungehindert durch dieses Tor marschieren könnten. Wir errechneten, dass es vielleicht innerhalb der nächsten 50 Jahre passieren könnte und wir voraussichtlich dann auch noch leben würden (wir waren 17). Da wuchs auch bei mir der Wunsch, dort hindurchzugehen. Wir hätten nie gedacht, dass wir es schon in weniger als 10 Monaten machen würden...(Wir fuhren im April 1990 wieder dort hin). Diese beiden Momente völlig unterschiedlich motivierter, aber dennoch gleich intensiver Emotionalität werde ich nie vergessen. Gruß, Stephan.

Heute, 17 Jahre nach Öffnung der Mauer, klingt es sicherlich etwas albern. Aber damals, kurze Zeit nach dem Abriß des antifaschistischen Schutzwalls war es eine Sensation. Man konnte das Brandenburger Tor zwar (noch) nicht mit dem Auto durchqueren. Jedoch zu Fuß. Da bin ich fünf (5!) Mal durch das Tor gelaufen. Jeweils zwei Mal durch die rechten, dann durch die linken Torbogen, ein Mal durch den mittleren. Erst später habe ich erfahren, daß "früher" nur der Kaiser durch den mittleren Torbogen fahren durfte. Heute ist das Tor für jeglichen Kraftfahrzeugverkehr gesperrt und nur den Fußgängern vorbehalten. Unvergessen sind die Bilder, wie die Mauer -aus westlicher Sicht vor dem Tor- von Personen aus Ost und West "besetzt" worden ist.