Wachturm und Werkshallen

Ich war bis 1990 bei der "Projektierung Wasserwirtschaft Berlin" tätig. Wir hatten noch im Frühjahr 1989 einen Auftrag erhalten, sämtliche Wachtürme mit einem autarken Wasserversorgungs- und Abwassersystem zu bestücken. Die Auftraggeber gingen offenbar von der Annahme aus, daß die Wachsoldaten im Ernstfall ihren Turm nicht verlassen dürfen, aber doch auch in dieser Situation die Gelegenheit haben sollen, ihre Notdurft zu verrichten. Wollte man sarkastisch sein, könnte man sagen, daß war der spezifische Beitrag des Auftraggebers zum Thema "Humanisierung des Arbeitsplatzes".

Ich selbst habe vor 23 Jahren auf diesem Wachturm meine Zeit "abgesessen". Mit 18 Jahren wurde man zum Dienst verpflichtet, ob man wollte oder nicht. In der Nachtschicht haben wir uns im Winter an den äußeren Rohren von Borsig gewärmt und heimlich 100,6 Radio gehört.