Herzlich Willkommen - Bayerischer Turnverband

Mauerfoto: Herzlich Willkommen - Bayerischer Turnverband aus

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Am Mauerverlauf an der Chausseestraße befindet sich eine Aussichtsplattform, die den Überblick über den Grenzstreifen und die Anlagen des nahen Grenzübergangs Chausseestraße ermöglicht. Auf dem nahe gelegenen Sportplatz im Westteil der Stadt findet derzeit das Deutsche Turnfest statt.

Fotografiert am:

29.5.1987

Ort:

Chausseestraße / Boyenstraße

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Ich glaube, wenn man ganz ehrlich ist, war man schon auch ein bisschen stolz in einer so ungewöhnlichen Stadt wie dem geteilten Berlin zu leben. Man musste nur kurz erwähnen, dass man aus Berlin komme und konnte sich einer anschließenden ausführlichen Diskussion sicher sein. Wie das denn so sei, mit der Mauer, ob man nicht das Gefühl habe eingesperrt zu sein etc. etc. Kurz tief Luft geholt und man erzählte von der Faszination einer Stadt, in der jeder Stein tausendundeine Geschichte erzählen könne, weil die Stadt so geschichtsträchtig sei. Und besonders stolz war man natürlich, wenn irgendwelche wichtigen Großereignisse in Berlin stattfanden. Ich erinnere mich noch z. B. an den Evangelischen Kirchentag. Tausende von Jugendlichen übernachteten damals mit Iso-Matte und Schlafsack in den Hallen des Messegeländes. Ein anderes Großereignis, speziell zur 750-Jahr-Feier Berlins im Jahr 1987 in die Stadt geholt, war das Deutsche Turnfest. Rund 120.000 Menschen waren damals nach West-Berlin gekommen und verliehen der Stadt eine völlig andere Atmosphäre. Alle Sportplätze, alle Sporthallen waren mit irgendwelchen Aktivitäten im Zusammenhang des Turnfestes belegt. So auch das Sportgelände rund um das Erika-Hess-Stadion. Das Stadion selbst lag nur durch einen schmalen Alliertenkontrollweg von der Mauer getrennt. So feierte man dort das Turnfest mit vielerlei Aktivitäten direkt an der Grenze. In dem angrenzenden Stadtbezirk von Berlin, also auf der anderen Seite der Mauer, fand nichts dergleichen statt. Dort feierte man zwar auch die 750-Jahr-Feier mit einem groß angelegten Festprogramm. Aber zu gemeinsamen Veranstaltungen zwischen den beiden Stadthälften hatte sich die Politik im Prozess der Vorbereitung des Stadtjubiläums nicht verständigen können. So gab es eine Stadt und zwei 750-Jahr-Feiern und man hatte wieder ein bisschen mehr zu erzählen über diese ungewöhnliche geteilte Stadt.
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