Verkehrsinseln

Die nachfolgenden Erinnerungen beziehen sich auf den Ostteil der Stadt, nur zum klaren Verständnis...

Ich habe ein Problem mit Zoos, vielmehr mit dieser Metapher. Jemand ist eingesperrt und ein anderer schaut sich von draußen alles an. Was heißt alles – man sieht einen Ausschnitt aus einem unglücklichen, weil eingesperrten Lebens. Weiß man von Zootieren, ob sie unglücklich sind? Was haben Westberliner und die Touristen gesehen, wenn sie von den diversen Aussichtsplattformen an der Berliner Mauer Richtung Ostzoo geschaut haben? Wie im Tierzoo ist es wahrscheinlich eine Mischung aus Faszination (warum geht man sonst in den Zoo?) und Mitleid (normale menschliche Regung) gewesen. Sowohl die Tiere als auch die Ossis konnten sich gegen ihre Betrachtung nicht wirklich wehren. Strategien gegen die Zoobesucher könnten allerdings gewesen sein: Ignorieren („Der macht ja gar nichts, beweg dich doch mal!“, Fratzen schneiden, verstecken). Ich habe mir erzählen lassen, dass es zum Standardprogramm eines Westberlin-Besuchers gehörte, auf eine Aussichtsplattform an der Mauer zu klettern, niemand wird leugnen, dass die Mauer eine touristische Attraktion war. Noch heute regen sich stimmen, dass es ein Fehler war die Mauer komplett abzureißen. Viele Touristen wollen noch heute ein Stück davon sehen. (Das, an Disney-World erinnernde, Sandsack-Ensemble am Checkpoint Charly ist wohl das Ergebnis dieses Wunsches.) Die Mischung aus Faszination und Mitleid („Oh Gott ist das alles grau!“) lässt sich glücklicherweise nicht mehr nachbauen. Und das ist auch gut so.

Nur eine kleine Anmerkung zum Foto: Wenn, dann handelt es sich um den U-Bahnhof "Bernauer Straße". Einen U-Bahnhof Brunnenstraße hat es nie gegeben.