Mauerbogen

Mauerfoto: Mauerbogen aus

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An der Eberswalder Ecke Oderberger Straße im Ost-Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg macht die Grenzziehung entsprechend des Straßenverlaufs einen Bogen. Der Grenzstreifen ist an dieser Stelle sehr schmal.

Fotografiert am:

2.6.1987

Ort:

Eberswalder Straße / Oderberger Straße

Geschichten zum Bild

Die MAuer ist weg. Aber heute noch kommen die Straßenbahnen aus dem Osten und fahren nicht weiter und aus dem Westen haben die Busse hier ihr Ende. Mauer ohne Mauer.
Die Aussichtsplattform am Ende der Bernauer Straße war nach meiner Ausreise aus der DDR für meinen Bruder und mich die einzige Möglichkeit uns mal spontan zu sehen. Gewöhnlich rief mich mein Bruder Sven aus einer öffentlichen Telefonzelle am Alexanderplatz an und erwähnte beiläufig die "Volkssolidarität". Uns war beiden bekannt, dass sich an der Ecke Eberswalder Straße ein "Club der Volkssolidarität" befand. Die Stelle war prädestiniert für ein kurzes "Treffen", da einerseits die Gegend auf der Ostseite relativ belebt war und andererseits auf der Westseite diese riesige Aussichtsplattform stand. Außerdem war der Todesstreifen hier so schmal, dass der Abstand zwischen meinem Bruder und mir weniger als 50 Meter betrug. Bei unserem ersten Treffen gelang es uns sogar, ein paar Worte zu wechseln, was allerdings zum sofortigen Abbruch führte, da plötzlich Vopos auftauchten, die die Personalien meines Bruders notierten und ihn aufforderten zu verschwinden. Wir sahen uns noch ein zweites Mal aber dann kam der große Schock. Im Sommer 1988 wurde der Todesstreifen an der Bernauer/Eberswalder Straße wegen eines Gebietsaustausches zwischen Ost- und West-Berlin stark erweitert. Von da an war es nicht mehr möglich, irgend Jemanden über diese Distanz zu erkennen. Zum Glück währte dieser Zustand nur etwas länger als ein Jahr da im November 89 auch hier die Mauer fiel.
Dem Bericht von Gunnar L. kann man nur zustimmen. Die Distanz Aussichtsplattform zu Ecke Eberswalder/Oderberger war wirklich sehr kurz. Besonders in den Sommermonaten, an den Wochenenden oder Feiertagen war dort immer was "los". Oft standen auf der "Ost"-Seite 50 - 60 Personen und mehr, um mit ihren Verwandten/Bekannten Kontakt aufzunehmen. Und die Plattform war dann gerammelt voll. Einerseits wollte man von DDR-Seite aus die Kontakte unterbinden, andererseits machten die Ansammlungen einen großen Lärm. Man konnte ja nur schreien. Und die Anwohner "Ost" beschwerten sich deswegen bei der Polizei. Die sog. Vopo's, welche dort Dienst taten, befanden sich oft im Zwiespalt. Einerseits mußten sie die Personen dort verscheuchen, andererseits war es in der DDR nicht verboten, sich auf der Straße stehend laut zu "unterhalten". Ich erinnere mich eines Falles aus der Zeit 1967 -69: Ein älteres Ehepaar auf der "Ost"-Seite versuchte sich mit jemand von "drüben" zu "unterhalten". Sie brachen in Tränen aus, als sie verscheucht werden sollten. Denn auf der anderen Seite stand der Sohn, den sie jahrelang nicht mehr gesehen haben. Und er wäre deswegen extra aus Südafrika gekommen um wenigstens seine Eltern mal zu sehen. Auf die Frage, warum er nicht zu Besuch in die DDR kommt war die Antwort:"Man sperrt ihn doch ein". Karriere- und Beförderungsgeile Vopo's oder solche, die Abschluß 7./8. Klasse hatten, ließen dann ihre "Macht" erkennen und ließen dann auch Touristen aus dem "Westen" auf's Revier bringen, nur weil sie mal die Mauer fotografiert haben.
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