Straßenbarrikaden

Mauerfoto: Straßenbarrikaden aus

Zum Bild:

Der Verlauf der Eberswalder Straße wird durch den Mauerbau unterbrochen. Um einen Fluchtversuch mit dem Auto zu verhindern, befinden sich im Verlauf der Eberswalder Straße jenseits der Mauer Betonbarrieren. Im Vordergrund befindet sich der eigentliche Grenzstreifen. Vor der weißen Hinterlandmauer befindet sich im linken Teil des Bildes ein mit Strom geladener Kontaktzaun.

Fotografiert am:

2.6.1987

Ort:

Eberswalder Straße / Oderberger Straße

Geschichten zum Bild

Der Aussichtsturm, von dem man diesen Blick nach Prenzlauer Berg hatte, gehörte zum Standardprogramm, wenn wir auswärtigen Besuch hatten. Dann fuhren wir zum Brandenburger Tor, zum Potsdamer Platz, die Bernauer Straße entlang und stiegen zum "Rübergucken" auf diese Plattform. Es war immer unfassbar für alle.
An dieser Stelle (Ost) war ich spazieren. Ich wohnte in der Nähe. Da sah ich junge Leute, die die Mauer fotografierten. Plötzlich kam ein Polizeiauto und nahm den Jugendlichen mit Fotoapparat mit. Der Rest guckte ziemlich überrascht. Ich trat hinzu und stellte fest, daß es schwedische Touristen waren. Ich begleitete sie zur Polizeistation, denn in der Situation im Ausland getrennt zu werden wegen eines Fotots ist nicht zu verstehen. Das Ansehen der DDR ist dadurch bestimmt nicht gestiegen.
Es ist interessant, nach so viel Jahren mal einen Blick in den "Osten" Berlins zu haben von der Plattform im "Westen". Weiter links auf dem Foto nicht mehr sichtbar, befindet sich der Fr.-L.-Jahn Sportplatz. Die hinteren Ränge zur "West"-Seite waren schon der Beginn der Grenzanlage und hatten einen riesigen Drahtzaun. Dort im Bereich befand sich auch Beobachtungsturm. Mitte der 1960er Jahre soll es dort einen Fluchtversuch gegeben haben? Ergebnis: Der Flüchtling wurde nicht gefaßt. Jedoch die Grenzer auf dem Turm reagierten übernervöes und haben auf ihn geschossen. Die Folge war, bei einem älteren Ehepaar in der Eberswalder, auf Foto das Eckhaus, schlugen Geschosse ein während sie beim Fernsehen saßen. Wie damals üblich, wurde die Sache unter den Teppich gekehrt. In die Eberswalder kam auch regelmäßig ein Jeep der Grenztruppen, der mitten auf der Straße hielt. Und zwar so, das von "West"-Seite aus nicht zu sehen war, das hinter dem Fahrzeug sich der Straßengully befand. Der Deckel wurde angehoben, 2 Grenzer in langen Fischerhosen stiegen ein. Bis zur Stelle, wo sich die genaue Grenze befand, um die Kanalisation zu kontrollieren. Weil die Stelle vergittert war, um Fluchtversuche zu verhindern. Die Gitterstäbe sollen kugelgelagert gewesen sein, um ein Durchsägen zu erschweren. Auf dem Dachboden des Eckhauses Eberswalder befand sich ein 24 Stunden besetzter Beobachtungsposten. Ob die Beobachter in Grenzeruniform auch wirklich welche waren oder vom MfS ist mir nicht bekannt.
In den 80ern war ich oft in Berlin beim Filmfest und hab immer wieder über dieses Mauerbauwerk gestaunt. Gerade dieses hohe Gerüst hat es mir besonders angetan. Es war aber auch komisch, darauf zu stehen, weil ich nicht wollte, daß man sich auf der anderen Seite wie Bewohner eines Zoos fühlte. Bei Besuchen im Osten war es dann an dieser Stelle merkwürdig, die räumliche Nähe zu spüren, aber um den weiten Weg zurück zu wissen und selbst beglotzt zu werden. Besonders in Erinnerung bleibt mir ein Besuch, bei dem eine Familie von dem Gerüst Luftballons auf die Ostseite wehen ließ. Manche blieben im Todestreifen hängen, die, die es rübergeschafft haben, wurden von Grenzern eingesammelt, auch Kindern weggenommen. Wahrscheinlich vermutete man geheime Botschaften. Natürlich hat sich das Regime durch die Mauer schon disquailfiziert, aber die Angst vor Luftballons hat das System dort noch einmal ad absurdum geführt.
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