Weltbekannte Brücke im Dornröschenschlaf

Mauerfoto: Weltbekannte Brücke im Dornröschenschlaf aus

Zum Bild:

Die Bornholmer Brücke erlangt mit der Maueröffnung am 9. November 1989 Bekanntheit in der ganzen Welt. Bis dahin jedoch fristet sie als Grenzübergang für Autos und Fußgänger zwischen den Stadtbezirken Prenzlauer Berg (Ostteil) und Wedding (Westteil) ein Schattendasein. Sie liegt bereits auf östlichem Territorium wie auch der S-Bahnhof Bornholmer Straße im Hintergrund. Dieser ist aus diesem Grund auch geschlossen. Die im Westteil verkehrende S-Bahn zwischen den Stationen Frohnau und Wannsee fährt hier ohne Halt durch. Anfang 1989 nimmt der Senat von Berlin (West) Verhandlungen mit dem Magistrat von Berlin (Ost) mit dem Ziel auf, diesen Bahnhof für die Benutzung von westlicher Seite wieder zugänglich zu machen. Die Öffnung der Mauer am 9. November 1989 kam dem zuvor.

Fotografiert am:

10.6.1984

Ort:

Bornholmer Straße

Geschichten zum Bild

Nachdem die Mauer gebaut worden war, fuhren wir immer über den Grenzübergang Bornholmer Straße zu unseren Bekannten, die in Blankenburg wohnten. Dort traf sich dann die ganze Familie und andere Freunde, da sie uns ja nicht mehr direkt besuchen konnten. Teilweise waren wir dann 20-25 Leute, die sich dort in einem kleinen Einfamilienhaus trafen. Für Erna war das ziemlich aufwändig, da sie für uns alle Mittagessen kochte und uns mit Kaffee und Kuchen versorgte. Im Prinzip war die Stimmung bei diesen Treffen gut, da wir froh waren, uns wenigstens auf diesem Weg zu sehen.
Hallo, soviel ich weiß, war die GÜSt Bornholmer Straße der erste Punkt, an dem am 9. November die Mauer (Grenztore) geöffnet wurden. Ich hatte in dieser Nacht dienst in der funkbetriebszentrale der (West-) Berliner Polizei. Ganz plötzlich waren alle Arbeitsplätze, bis zum Dienstende am 10., mit allen Kollegen besetzt; in Bereitschaft befand sich niemand mehr, etwa ab Mitternacht. Ich weiß noch, wie auf einem Funkkanal die Stimme eines Kollegen zu hören war: "Berolina, Berolina! Die rennen hier, wie die Hasen!"
Im Sommer 54 gingen zwei 11-jährige Buben, von der Bad- über die Grünthaler Str. kommend, die Bornholmer hoch zur S-Bahn. Mein Cousin benutzte seine gerade für sündhaft teure 50 Pf West (ca. 2,20 Ost) gekaufte Knallplätzchenpistole. Der am Brückenanfang stehende junge Vopo zog die Pistole ein und klärte uns darüber auf, dass in der friedliebenden DDR kein Platz für das Spielzeug der imperialistischen Kriegstreiber wäre. Zwei Jahre später wurden dann ähnliche Utensilien der sozialistischen Friedensstreitkräfte in den Spielzeugläden der DDR vertrieben. Zwei Jahrzehnte später benutzte ich dann 15 Jahre lang den Grenzübergang zu Tagesbesuchen mit dem Pkw bei der Verwandschaft. Zu dieser Zeit hatten wir keinerlei Hoffnung jemals den Abgang dieses Systems und die nun freie Fahrt über die Brücke jemals selbst zu erleben.
Ach ja, die alte Bornholmer Bruecke. Hier viel Mauer zuerst. Ich bin dort mit meiner Mutter and meiner Schwester zum ersten mal in Westen gegangen. Das war am Tag nach dem Mauerfall. Ich errinnere mich noch an die Menschenmassen. Es war schrecklich. Disziplin gab es gar nicht. Jeder schubste Jeden umher. Man wusste ja wohl nicht wie lange die Mauer noch offenbleiben wuerde. Auf der Bruecke gab es ja legendaere Wiedersehen von Menschen, die sich Jahrzehnte nicht gesehen hatten. Ich kann mich noch an viele Traenen und Umarmungen errinnern, und das viele Obst, dass wir nach einem Tag im Westen wieder in den Osten schleppten....und das Alles auf der Bornholmer Bruecke. Einfach unvergesslich!!
Oft fuhren mein Eltern und ich über diese Brücke nach Ost-Berlin zu Verwandtenbesuchen mit Tagesvisum (gegen abkassierte West-Mark). Bei einer Rücktour aus dem Ostsektor passierte es eines Nachts: Mehrere Schüsse hallten durch die Dunkelheit, als wir vor dem Schlagbaum in der Warteschlange standen. Wir waren erschüttert. Bis heute blieb unklar, was sich damals genau ereignete. Jedoch überhaupt nicht unklar ist, dass so etwas nie, nie wieder passieren darf! Pfui Teufel, wenn die Täter oder deren Gesinnungsgenossen jüngeren Datums jetzt in der Partei "Die Linke" uns einreden wollen: Die DDR sei doch "gar nicht so schlecht" gewesen - genauso schwachsinning wie zu behupten, Hitler wäre "gar nicht so übel" gewesen, denn immerhin hätte er ja die Autobahnen bauen lassen.
Geschichte hinzufügen