Wenn Mauern fallen...

Mauerfoto: Wenn Mauern fallen... aus

Zum Bild:

Am 12. November 1989 ist die Mauer auch an der Wollankstraße gefallen. Dort wo sich jetzt der Stadtplan von Berlin befindet, hing vor einigen Jahren hier anlässlich der Wahlen zum Europäischen Parlament ein Plakat der F.D.P. mit der Aufschrift "Ganz Europa soll mal ein Land sein, in dem es keine Grenzen gibt!". Diesem Ziel ist man nunmehr einen gewaltigen Schritt nähergekommen.

Fotografiert am:

12.11.1989

Ort:

Wollankstraße

Geschichten zum Bild

Hallo! Ich wurde 1964 in Berlin geboren und bin somit mit der Mauer groß geworden. Es ist für mich manchmal noch immer unglaublich, daß ich mich frei von Ost nach West bewegen kann... Narürlich haben wir jetzt auch Freunde und Bekannte, die in dem ehemaligen Ostteil leben und ich lerne so den anderen Teil unserer Stadt kennen. Durch bestimmte Umstände fahre ich nun fast jeden Sonntag über die Prinzenstaße auf die Wollankstraße und unter der Unterführung durch weiter nach Blankenburg. Ich habe mich schon oft gefragt, wie es hier wohl früher gewesen sein mag, wo die Grenze genau verlaufen ist, wie es hier ausgesehen hat... Durch die Serie in der Mopo bin ich auf Ihre Seiten aufmerksam geworden und habe auch die Bilder dieser Straße gefunden - dafür vielen Dank und ich werde sicherlich immer mal wieder reinschauen, um unsere Stadt noch ein wenig besser kennenzulernen! Ihnen und natürlich Ihrer Freundin alles Gute und bis zu nächsten Mal Astrid Kioschis Falls Sie uns mal kennenleren wollen, besuchen Sie uns doch mal unter www.schecker.net/Sheila.Ruby
Ich will auf die Geschichte von Astrid Kioschis antworten, die sich fragt, wie es auf der anderen Seite der Wollankstrasse wohl war. Ich bin 1973 geboren und habe einige hundert Meter vor der Grenze im Osten gewohnt. Die Wollankstrasse hoerte einfach an einer Mauer auf. Im unteren Bereich der Mauer war eine grosse Beule. Es sah so aus, als sei ein Auto mit hoeherer Geschwindigkeit dagegen gefahren. Als Kind durfte man bis zu seinem 14. Lebensjahr noch in die Haeuser der Brehme- und Schulzestrasse gehen und die Schulkameraden besuchen. Die Hoefe der Haeuser grenzten direkt an die Mauer und waren daher klein und dunkel. Allerdings konnte man prima Fussball gegen die Mauer spielen. Wir haben uns oft vorgestellt, dass wir einfach nur rueberklettern muessten und waeren 'drueben' - welch naiver Gedanke. Vor seinen Eltern brauchte man nichts befuerchten, die durften die Strassenseiten zur Mauer hin nicht betreten. Auch als Kind hat man mitbekommen, dass man in einer besonderen Gegend wohnte und man musste sich damit abfinden, dass am Ende der Wollankstrasse auch die Welt zu Ende ist.
Ich bin 1975 geboren und lebte als Kind in der Schulzestrasse 38(hab noch den alten DDR-Impfausweis mit dieser Adresse). Das Haus befand sich im Grenzgebiet. Der Hinterhof grenzte, wie bereits von einem anderen Schreiber hier erwähnt, an die östliche Mauer. Ich sehe die Bilder noch vor mir von Hinweisschildern auf dem Gehweg, der DDR-Bürgern ohne Passierschein den Zutritt zu dieser Strassenseite verbot. Grosseltern, Tante und nahe Verwandschaft brauchten diesen, wenn sie uns besuchen wollten, ebenso. Von unserer Wohnung im vierten Stock aus konnten wir über den Grenzstreifen auf den S-Bahnhof Wollankstrasse blicken. Obwohl wir dort nur bis 1981 lebten, also bevor ich eingeschult wurde, kann ich gedanklich noch viele Bilder aus dieser Zeit abrufen - die Mauer über den noch vorhandenen Strassenbahnschienen, die Grenztürme, den Todesstreifen,... Heute bin ich jeden Tag aufs Neue froh, dass die Wege in alle Richtungen frei sind und doch ein bisschen stolz dieses Stück deutscher Geschichte so hautnah miterlebt zu haben - ohne jeden Funken von Nostalgie.
I am Polish, living in the United Kingdom for the last twenty two years. At about the time Oliver Spuhl and Rene Hoefinghoff were born I made one of my trips to (East) Berlin. Such visits were quite normal for the nationals of 'People's Democracies' at the time. I visited the West before (including West Germany), but this time I thought it would be a good idea to have a glimpse of West Berlin without a passport allowing me to cross 'the real' border. From my map of Berlin-Haupstadt der DDR I found that there was a strange S-bahn station, located in the East, but with the railway tracks disapearing into the West. I took the S-bahn to Pankow and then I walked from there towards Wollankstrasse. I saw the railway bridge across the road and the train on it, which looked exactly the same as the one in East Berlin (now I know why). However, before the bridge there was a huge anti-tank obstacle. Looking at my map, I turned right into Schultze strasse and I immediately noticed posts on its opposite, western side saying that it was the Grenzgebiet and lots of other things. Now I don't remember whether the notes there were written in German only, in any case it was not difficult to find out that the other side of the street was for the residents and the people with the permits from VP only. I was a bit frightened but not seeing any VoPos I crossed into the other side. Not only that, I entered one (now I don't remember which one)of the buildings. Then I went into the top floor. I noticed that all windows there were painted white so I could not see, what according to my map, would be the border itself and maybe even the Wollankstrasse station. You can imagine how surprised I was seeing that the window did open! The view was fantastic: the death-strip, plenty of barbed wire etc. Instinctively, I immediately moved my head back seeing the Wachturm on my right and the soldier in a characteristic DDR helmet in it! Then I realized that the station was in front of me; some advertizing (rather unknown in East Berlin) and few other things. Perhaps surprisingly (at the time) the station looked very much the same as any other station in the East. Another train arrived in a meantime, offloading some Turkish looking passengers. I noticed one or two balls in the 'no-man's land, clearly a result of playing games in a narrow strip between the house and the inner wall (I am pretty shure that the outer wall was just a bunch of barbed wire alongside the railway track). Until today I wonder: what was the purpose of painting those windows white? Surely, the residents must have been able to even open their windows. Some kind of GDR hypocrysy? Maybe to scare someone like me, someone who despite the warnings made it to the other side of the street. I went to Schultze strasse few times since then, well after 1989. Few years ago the concrete strip was still there, now, like many other parts of the Mauer the area is thriving with grass and weeds. Needless to say, all houses on the western side of Schultze strasse have their doors locked.
Wenn jemand genau wissen möchtest wie es hier noch im Oktober 89 ausgesehen hat, dann lese Sie oder Er sich mal ich gebe zu, die etwas lange Beschreibung unter dem Bild 393 durch. meister-rd@gmx.de
Geschichte hinzufügen