Eingestürzte Brücke

Mauerfoto: Eingestürzte Brücke aus Spandau

Zum Bild:

Die Straßenverbindung zwischen Schönwalde und Spandau wird mit dem Mauerbau zerschnitten. Die Brücke befindet sich fortan im sogenannten Niemandsland. Das Gebiet gehört formal zur DDR wird aber von dieser nicht genutzt. Der Mauerverlauf an dieser Stelle ist begradigt. Die Brücke verfällt. Das Versorgungsrohr (links im Bild) endet im Nichts.

Fotografiert am:

2.12.1984

Ort:

Schönwalder Allee, Spandau

Geschichten zum Bild

Es ist so wichtig, sich zu erinnern. So viele Jahre lang hat uns damals diese Grenzsituation beschäftigt. Das gesamte Gelände vom Beginn der heutigen Einengung der Schönwalder Allee auf Berliner Seite bis an die im Bild dokumentierte und damals zerstörte Steinerne Brücke war DDR-Gebiet. Es war wohl mal mit Stacheldraht abgeriegelt gewesen, doch der wahrscheinlich noch aus den 50er Jahren stammende Draht war mittlerweile in den 70ern verrostet und brüchig. Die alte und heute dort ebenfalls verschwundenen Zugangsstraße zum Eiskeller verlief südlich der Allee um das verwilderte Gebiet herum in einer Art Zickzack immer an der Grenze lang. Die Grenze war hier schon seit Mai 1952 geschlossen. Vorher soll es einen Schlagbaum an der Allee gegeben haben. Die Mauer, bzw. der Metallstreckzaun, der nach 1961 errichteten Grenzsperren waren hinter den alten Verlauf des Niederneuendorfer Kanals gezogen worden so wie der Todesstreifen an sich. Den Kanal selber hatte man am Grundstück des völlig verschwundenen Wirtshauses „Steinerne Brücke“ zugeschüttet und damit abgeschnitten und den Kanalverlauf an die heutige Position in Richtung Schönwalde ca. 150-200 m zurückverlegt. Der Todesstreifen war planierter märkischer Sand. Man konnte es damals gar nicht glauben, dass es noch vor 1945 ein beliebter Ausflug war, von der ehemaligen Niederneuendorfer Havel - Schleuse aus (dort, wo heute der alte Wachturm am Ufer steht mit der Grenz-Dokumentation) mit dem Paddelboot bis zum beliebten Wirtshaus an der Steinernen Brücke zu fahren und dort im Biergarten an Kanal eine Mahlzeit einzunehmen. Im Internet gibt es ein Postkartenfoto der Gaststätte mit Paddelboot am Anleger. Sogar eine Badestelle soll`s dort gegeben haben. Im Jahre 1988 wurde das Gebiet komplett an Berlin ausgetauscht. Die Grenze verlief nun noch für 1 ½ Jahre an der Brücke selber, die Zugangsstraße zum Eiskeller konnte an die Brücke vorverlegt werden, wo sie sich ja heute noch befindet. Links und rechts von der Straßenverengung muss es früher Gebäude oder Lauben gegeben haben. Im Schutt neben der Straße lag noch ein altes Straßenschild einer nach Norden abgehenden, nicht mehr zu erkennen Straße. Heute kann man das alles nur noch erahnen. Leider sind Fotos der Örtlichkeit aus der Zeit vor 1952 oder 1961 im Internet rar und kaum zu finden.
Bei dem Rohr im Hintergrund handelte es sich um die Klärwasserleitung Berlin – Wansdorf. Hier wurde Klärwasser bis weit in die 80er Jahre von Berlin in die DDR auf die Wansdorfer Rieselfelder beim heutigen modernen Klärwerk abgeleitet. Das endete dann irgendwann noch vor dem Ende der DDR-Grenze. Die Leitung verläuft wahrscheinlich heute noch unterirdisch entlang der Schönwalder Allee, zumindest kann ich mich nicht erinnern, dass diese damals entfernt worden ist. In strengen Wintern konnte man den Rohrverlauf daran erkennen, dass am Streckenverlauf der Schnee trotz Frost durch die Abwasserwärme im Rohr geschmolzen ist. In den 70er und zu Beginn der 80er Jahre gab es im Spandauer Stadtforst erhebliche Fälle von Wilderei. Schließlich erwischte man erst nach längerer Zeit zwei Wilderer, die sich u.a. zunutze gemacht hatten, dass Wildtiere es sich in der kälteren Jahreszeit eben auf dieser Röhre nachts gemütlich gemacht hatten und die ausstrahlende Rohrwärme genossen. Fahrzeugverkehr gab es auf der Schönwalder Allee in der Nacht ja praktisch nicht. Die beiden pirschten sich an die Tiere heran und erschossen diese. Dann haben sie das Wild an die Gastronomie in Berlin verhökert.
Das ist kein Versorgungsrohr. Dies war der Übergang des Abwasserrohrs von Spandau auf die Rieselfelder bei Wansdorf, dort, wo heute das neue Klärwerk steht. Diese Abwasserleitung war bis in die 80er Jahre hinein auch noch in Betrieb. Westberlin lies Abwasser dort vertraglich vereinbart mit der DDR entsorgen. Die Rohleitung lief an der Schönwalder Allee entlang nach Spandau und war im Winter daran zu erkennen, dass dort der Schnee durch die Abwasserwärme schmolz. Irgendwann in den 80ern hat die DDR das dann gekündigt.
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