Zoll - Douane

Mauerfoto: Zoll - Douane aus Staaken

Zum Bild:

An der Heerstraße befindet sich einer der Grenzübergänge zwischen dem Westteil Berlins und der DDR. Die Abfertigung der PKW-Insassen erfolgt im Hintergrund des Bildes. Autos stehen parallel in drei Schlangen. Die Einfahrt in den Grenzabfertigungsbereich ist nur bei geöffneter Schranke möglich. Der weiße Strich auf der Straße im Vordergrund des Bildes markiert den Grenzverlauf. In der länglichen waagerechten Betonbarriere rechts vom Wachturm befindet sich ein Schlagbaum, der im Falle eines Grenzdurchbruchs in sekundenschnelle quer über die Straße ausgefahren werden kann.

Fotografiert am:

9.2.1985

Ort:

Heerstraße, Staaken

Geschichten zum Bild

Wir wohnten in Staaken und immer, wenn es in die Ferien ging, dann ging es hier "rüber" auf die B5 nach Hamburg. Ich erinnere mich noch an stundenlanges Warten zum Ferienbeginn und meine neugierigen Blicke auf die russischen Soldaten, wenn wir dann den Uebergang passiert hatten. Ich war sechs Jahre alt und fühlte mich dann immer, als waere ich ein paar hundert Meter Luftlinie von unserem Haus entfernt schon im "Ausland". Was zunaechst spannend war, wurde dann irgendwann belastend und danach einfach nur traurig und frustrierend. Ich finde immer noch schoen, dass es vorbei ist!
1986 hatte ich mit meinem Bruder eine Radtour vom südlichst bewohnten Punkt der Bundesrepublik (wen es interessiert: der heißt „Einödsbach“ und nomen ist omen) zum Nördlichsten (List auf Sylt) gemacht. Das war eine Strecke von 2.265 km, die wir in fünf Wochen bewältigten. Völlig euphorisiert von unserer Leistung fingen wir in Berlin sofort an, neue Pläne zu schmieden. Zu unseren Träumen gehörte es einerseits, einmal die gleiche Strecke (also von Süden nach Norden) in der DDR zurückzulegen. Dieser Plan war jedoch illusorisch, da es keine Möglichkeit der individuellen Reise innerhalb der DDR gab. Reisen mussten über das staatliche Reisebüro gebucht werden und, na ja, mit dem Fahrrad wäre wahrscheinlich so jenseits jeglicher DDR-Vorstellungskraft gewesen, so dass wir es erst gar nicht versuchten. Unser zweiter Traum hingegen, war eindeutig realitätsbezogener: mit dem Fahrrad von Berlin nach Hamburg. Bis 1987 führte die Transitstrecke von Berlin nach Hamburg vom Grenzübergang Heerstraße immer die Bundesstraße (die im Osten so natürlich nicht hieß) entlang bis zur Grenze zu Westdeutschland. Das waren etwas über 200 Kilometer. Die ganze Sache hatte nur einen Haken: die Strecke musste innerhalb eines Tages zurückgelegt werden. Obwohl ich den Gedanken, mit dem Fahrrad transitmäßig durch die DDR zu fahren, nach wie vor charmant finde, ist es dazu leider nicht mehr gekommen. 1987 war dann die Autobahn nach Hamburg einschließlich einer neuen Grenzübergangsstelle in Heiligensee vollständig fertig gestellt und der Grenzübergang Heerstraße nur noch für die Einreise in die DDR.
Diesen Grenzübergang habe ich noch heute gut in meiner Erinnerrung. Es war 1974 als ich mit meinen Eltern (ich war damals 13)wieder einmal auf dem weg zu einem Besuch in Ost Berlin wahren. Wir wohnten damals in Essen und haben die Reise zum ersten Mal mit dem Auto gemacht. Es sollte in einer Pension in West Berlin übernachtet werden und dann Täglich mit der S-Bahn zu der Verwandtschaft nach Ost Berlin gefahren werden.Mein Vater verfuhr sich auf der Transitstrecke am Berliner-Ring und wir landeten nicht am Übergang Dreilinden sondern in Staaken.Dort wurden unsere Pässe eingezogen und uns erst mal erklärt das wir unerlaubt die Transitsträcke verlassen hätten die von Helmstedt nach West Berlin führte. Wir wurden auf einen separaten Parkplatz gewiesen.Dort mussten wir 2Std.warten bis wieder ein Grenzbeamter zu uns kam.Er stellte dann Fragen darüber warum und weswegen wir hier gelandet waren.Er wußte auch das wir schon öfters die DDR besucht hatten dann aber mit dem Zug.(mit Visum für 2-3 Wochen in der Niederlausitz).Nach einem halb Stündlichen frage und andwort Spiel ging er wieder und es dauerte nochmals ca.1 1/2 Stunden bis er wieder zurückkam.Er erklärte dann das er uns normaler weise wieder zurück schicken müsste es uns diesmal erlaubt wurde nach West Berlin von hier einzureisen.Die ganze Prozedur hat dann etwa 4,5 Std.gedauert und ist als eines der Erlebnisse mit Grenzkontrollen der DDR haften geblieben. Als wir am nächsten Tag über Friedrichstrasse nach Ost Berlin einreisten wurden wir noch mal darauf hingewiesen das wir führ die rückfahrt den Übergang Dreilinden zu benutzen hätten und die Transitstrecke nicht zu verlassen hätten.
Der Westring sowie die Autobahn nach Hamburg waren Anfang der 80er Jahre von der DDR fertiggestellt worden. Mit dem Fahrrad konnte man aber im Transitverkehr nach Transitabkommen nur bis 1982 über die alte B 5 - Fernstraße nach Westdeutschland befahren. Danach ging die Transitstrecke über die B 5 bis zum West-Autobahnring bei Elstal und dort dann zur Autobahn nach Hamburg. Die Transitautobahn durfte mit Fahrrädern oder Kfz. mit Versicherungskennzeichen nicht mehr befahren werden. Ein Bekannter von mir ist noch 1979 mit dem 40 km/h - Vespa-Roller mit Versicherungs-kennzeichen die alte Transitstrecke gefahren.
Die damalige F 5 / B 5 – Strecke führte wie ja heute auch an den alten Wehrmachts - Kasernen in Elstal und dem dortigen Olympischen Dorf vorbei. In den Kasernen waren Sowjetsoldaten stationiert und es kam immer wieder zu Zwischenfällen im Transitverkehr. Eine Mutprobe war es wohl, in der Nacht den vorbeifahrenden Autos mit der Hand auf`s Autodach zu schlagen. Ich selber habe einen PKW besetzt mit einem älteren Ehepaar gesehen, denen man hinter den Kopfstützen durch die Scheiben geschossen hatte, eine Seite rein, die andere Seite raus. In einem anderen Fall hatte man im Dunkeln einen großen Stein geworfen, der dann nach Durchschlagen der Heckscheibe auf der Rücksitzbank lag. Auch vorgekommen ist, dass aus der Dunkelheit heraus starke Knallkörper oder Übungshandgranaten auf die Fahrbahn vor die Autos geworfen wurden. Grundsätzlich bestand die Möglichkeit, sich in solchen Fällen in der DDR – Grenzaufsichtsstelle zu beschweren. Laut Aussagen von Betroffenen bekam man dann von dort als Antwort, da könne man nix machen, die Russen spielen wieder. Auch wurde die B 5 rücksichtslos im Dunkeln mit Panzern von links nach rechts überfahren. Die damalige Abschleppfirma Cobra (im Jargon „ Cobra übernehmen sie !) hat uns dann mal einen Golf gezeigt, der dem Panzer nicht ausweichen konnte und stark geplättet war. Angeblich sei dem Fahrer aber nichts passiert, was wir aber ehrlich bei dem Anblick einfach nicht glauben konnten. Die ganzen Vorkommnisse mussten aufgenommen und gemeldet werden (wenn die Reisenden das an der GKst zu Protokoll gaben ! Die Dunkelziffer der nicht gemeldeten Vorfälle dürfte immens gewesen sein) und gingen dann als Beschwerde an die deutsch-deutsche Transitkommission. In den jährlichen Berichten warfen sich beide Seiten dann die verschiedensten Verstöße gegen das Abkommen vor. Diese Lektüre war immer sehr gefragt, da dort manch grotesker Fall geschildert wurde aber auch einig Sachen, bei denen man sich das Schmunzeln oder Lachen einfach nicht verkneifen konnte. Die Situation an der B 5 hat dann wohl die DDR auch maßgeblich dazu bewogen, von dieser Streckenführung abzusehen und dem neuen Transitzubringer in Heiligensee / Stolpe den Vorzug zu geben.
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